Damir, womit beschäftigt Ihr Euch genau bei QuantumBasel?
Mit QuantumBasel haben wir den Anspruch, eine Lokomotive für die Nutzbarmachung der Quantentechnologie in der Schweiz zu sein. Wir eröffnen Unternehmen, Startups und der Forschung den Zugang zu modernsten Quantencomputern. Bereits haben wir Partnerschaften mit den wichtigsten Technologiepartnern für Quanten-Computing abgeschlossen: zuerst mit IBM, darauffolgend mit D-Wave Systems und gerade kürzlich mit IonQ. Jeder dieser Hersteller nutzt andere Architekturen, die sich für jeweils spezifische Anwendungen eignen. So können wir unser Angebot für unterschiedliche Industrien massschneidern, etwa die Logistik, die Finanzbranche, Life Science oder die Industrie. Alle diese Branchen können viele aktuelle und künftige Herausforderungen mittels Künstlicher Intelligenz und High Performance Computing lösen. KI und Quanten-Computing sind dafür die perfekte Symbiose und wir in Basel bringen diese beiden Technologien zusammen.
Warum braucht es Quanten-Computing für den Einsatz von KI?
KI braucht grosse Datenmengen und hochperformantes Computing, um anhand von Mustererkennung komplexe Probleme zu lösen, die wir als Menschen so schnell und so fehlerfrei gar nicht bewältigen können. Herkömmliche Rechner stossen aus vielerlei Gründen an ihre Grenzen. Unter anderem, weil sie Big Data sequenziell verarbeiten. Quanten-Computer sind in der Lage, parallel zu rechnen und Lösungen entlang ihrer Wahrscheinlichkeit zu präsentieren.
Die quantenmechanischen Eigenschaften von Qubits vervielfachen die Rechenleistung von Quantencomputern gegenüber klassischen Computern enorm – sie können riesige Datenmengen in einem Bruchteil der Zeit verarbeiten. Bereits die IBMs Eagle-Generation mit ihren 127 Qubits konnte insgesamt mehr Zustände darstellen, als es Atome in den über 7 Milliarden Menschen auf der Erde gibt. QuantumBasel hat mittlerweile Zugriff auf IBM-Rechner mit 433 Qubit; nächstes Jahr werden es schon 1’027 Qubit sein, was wiederum 2600-mal mehr Leistung nach sich zieht! Man kann sich vorstellen, was diese Exponentialität für das Training von künstlicher Intelligenz bedeutet! Ein einzelnes Unternehmen kann dieses Know-how und diese Kapazitäten gar nicht alleine aufbauen.
Ihr seht Euch als Quanten-Computing-Hub für die Schweiz. Wie geht Ihr vor beim Auf- und Ausbau Eurer Kompetenz?
Wir bieten Workshops und Trainings an, um Unternehmen in der Anwendung der Technologie zu schulen und sie bei ihren Projekten zu begleiten. Dafür bauen wir interdisziplinäre Teams aus Quanten- & AI-Spezialisten, Datenanalysten, Wirtschaftsinformatikern, Technologie-Experten und Trainern auf. Wir intensivieren unsere Zusammenarbeit mit den Hochschulen, kooperieren etwa mit der Uni Basel und kommen für einen Lehrstuhl in Quantenphysik an der Fachhochschule Nordwestschweiz auf. Wir halten Ausschau nach vielversprechenden Startups, denn es braucht nicht nur die Hardware, sondern auch geeignete Algorithmen und branchenspezifische Anwendungen. Nachdem unser erstes US-Schweiz Quantensymposium ein grosser Erfolg wurde, planen wir ein nächstes und internationalisieren uns weiter: Bereits sind universitäre und Industriepartner aus 13 Ländern mit an Bord. Wir wollen einerseits Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet voranbringen und andererseits Quanten-Computing quasi «demokratisieren», so dass der Zugang zur Technologie vereinfacht wird.
Welche Anwendungen sind denn als nächstes dank dieser Technologie denkbar?
Die Anwendungsszenarien sind in verschiedensten Industrien sehr vielfältig. In der Logistik können Supply Chains optimiert werden. Die Arzneimittelforschung kann geradezu revolutioniert werden, die Industrie kann ihre Prozesseffizienz steigern – und auch in der Finanzbranche können Risiko– und Portfolioanalysen in ganz neuen Dimensionen simuliert werden, so dass Kunden besser beraten werden können. Darüber möchte ich an dieser Stelle aber noch nicht zu viel verraten – denn das Potenzial von Quanten-Computing für die Finanz- und Versicherungsbranche wird Thema meines Referats an der ix.perience 2023 am 13. September im Gottlieb-Duttweiler-Institut (GDI) in Rüschlikon sein.