Cornelia, als Rechtsanwältin bist Du auf Finanzmarkt- und Datenschutzrecht spezialisiert. Was sind Deine Schwerpunkte in diesen Bereichen?

Meine Expertise liegt vor allem in der rechtlichen Analyse von Innovationen, d.h. wir begleiten die Entwicklung neuer digitaler Produkte, Systeme und Technologien auf dem Finanzplatz und beraten mit diesem Background vor allem Banken, Versicherungen und andere Finanzmarktteilnehmer. Viele dieser Innovationsprojekte starten im Payment-Bereich. Eine gute Zahlungslösung sorgt für Komfort an der Kundenschnittstelle und schafft die Basis für weitere technologie- und datengetriebene Services. Besonders spannend werden in diesem Zusammenhang die Entwicklungen im Bereich Instant Payment sein. Kreative FinTechs haben aufgezeigt, was alles möglich ist, und mit der wachsenden Bereitschaft von Banken und Versicherungen für Kooperationen werden in Zukunft auch in anderen Bereichen immer wieder neue Ideen umgesetzt werden können. Selbstverständlich müssen regulierte Finanzmarktteilnehmer darauf achten, dass sie bei der Implementation solcher Lösungen im Einklang mit den rechtlichen Vorgaben vorgehen.

Mich treibt vor allem an, dass wir die richtige Balance zwischen Regulierung und Innovationsoffenheit finden – mit diesem Anspruch engagiere ich mich bei meinen Corporate-Kunden, aber auch bei economiesuisse und der Schweizerischen Bankiervereinigung sowie der Bundesverwaltung, indem ich mich bei der Ausarbeitung und Ausgestaltung von Regulatorien zu allen Themen rund um Innovationen auf dem Finanzplatz und insbesondere Blockchain/DLT, künstliche Intelligenz, Datenpolitik oder eben Zahlungssysteme als Expertin zur Verfügung stelle.

Was kennzeichnet Deine akademische Tätigkeit?

Auch in meiner akademischen Rolle bewege ich mich im Spannungsfeld zwischen Innovation und Regulierung. Ich leite am Institut für Finanzmanagement der Fachhochschule Nordwestschweiz als Gastprofessorin den «FinTank», also einen Think Tank, der sich vor allem mit den innovativen Technologien im Finanzmarkt beschäftigt. Was uns auszeichnet, ist, dass wir uns dem Thema FinTech interdisziplinär nähern. Wir betrachten Innovation auf dem Finanzplatz unter ökonomischen und technologischen Aspekten genauso wie unter rechtlichen und regulatorischen. Eines unserer Innovationsprojekte war zum Beispiel ein Gutachten zur Anwendung von künstlicher Intelligenz zur Unterstützung des GwG-Transaktionsmonitorings einer Bank. Mit Projektarbeiten wie dieser sind wir gleichermassen nah an sehr praktischen Einsatzszenarien von innovativen Technologien auf der einen Seite und grundsätzlichen Fragen der Finanzmarktregulierung und der Datenschutzgesetzgebung auf der anderen.

Du hast ausserdem in Ko-Herausgeberschaft ein Standardwerk zu Zahlungssystemen veröffentlicht. Dieses ist neu aufgelegt worden. Warum?

Interessanterweise sind Zahlungssysteme, so präsent sie in unserem Alltag auch sind, buchstäblich ein «Buch mit sieben Siegeln». Es gibt einerseits nur wenig Literatur dazu. Andererseits gibt es immer mehr unterschiedliche Geschäftsmodelle auf dem Markt und es wird sehr schnell sehr technisch. Mit der neuen Auflage des Buchs unter dem Titel «Digitale und mobile Zahlungssysteme», die Thomas Weber und ich im Schulthess Verlag herausgegeben haben, nehmen wir zusammen mit weiteren Expertinnen und Experten neben den traditionellen FIAT- auch Krypto-basierte Zahlungssysteme unter die Lupe und arbeiten Ähnlichkeiten wie Unterschiede heraus. Das Buch verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, so dass wir die Brücke zwischen Technologie und zivilrechtlich-regulatorischen Aspekten schlagen können.

Wie arriviert sind denn Krypto-basierte Zahlungssysteme bereits?

Wir haben die Bereiche analysiert, in denen bereits Projekte entstanden sind, welche wir teilweise auch anwaltlich begleiten durften. Für Verwahrung und Handel von Kryptowerten etwa bestehen verschiedenste Angebote auf dem Schweizer Finanzplatz. Angebote für Staking sind noch etwas seltener. Nachdem die FINMA diesbezüglich erste Klärungen geschaffen hat, sind jedoch auch in diesem Bereich verschiedene praktische Umsetzungen live oder stehen kurz davor. Banken haben bei der Implementierung solcher neuen Angebote zahlreiche Aspekte zu beachten: Wie sind Kooperationen aufzubauen, vertraglich zu sichern und – im Sinne des Outsourcing-Rundschreibens – zu qualifizieren, wie sind die Kryptowerte bilanzierungstechnisch zu behandeln und welche Pflichten bestehen gegenüber den Endkunden? Auf diese und andere Fragestellungen werde ich in meinem Referat auf der ix.perience eingehen und eine Gesamtschau zum aktuellen Stand der Kryptowerte und der regulatorischen Rahmenbedingungen geben.