Datenspezialistin Carla Caspar beantwortet in der aktuellen Ausgabe des Blogs von GRdigital fünf Fragen zum Thema Big Data und der Einordnung des Themas in der digitalen Transformation – und auf welche Daten sie gerne mal zugreifen würde.
Als Datenspezialistin befasst du dich den ganzen Tag mit Zahlen. Ist das nicht irgendwann eintönig, oder ist das nur ein Vorurteil?
Dass es sich dabei ausschliesslich um Zahlen handelt, ist definitiv ein Vorurteil. Daten sind so viel mehr als Zahlen. Natürlich habe ich als Data-Scientistin eine Vorliebe für Zahlen, Daten und Algorithmen. Mich reizt dabei die sogenannte «Detektiv-Arbeit». Jeder Use Case und jedes Datenset stellt eine neue Aufgabe dar, die es zu lösen gilt. Welches Modell ergibt die besten Resultate? Welche Inputdaten müssen wie kombiniert werden? Findet man eine für das Business taugliche Lösung?»
Dies ist aber nur ein Teil der Arbeit. Zuerst gilt es Potenzial und Use Cases zu identifizieren und zu bewerten. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Integration der Algorithmen und deren Resultate in die Organisation.
Wie wichtig sind Daten im Zusammenhang mit der digitalen Transformation?
Big Data und künstliche Intelligenz sind Teil der digitalen Transformation. Sie spielen in allen Dimensionen der digitalen Transformation eine Rolle: digitaler Nutzer, digitale Prozesse, smarte Produkte, bis zum digitalen Business. Ohne die Daten wäre es gar nicht möglich all dies digital abzubilden.
Beim Thema Big Data kommt auch sehr schnell das Thema Datenschutz auf. Inwiefern sind solche Gesetze hinderlich für die Digitalisierung? Oder siehst du darin gar Vorteile?
Wie intensiv Daten genutzt werden, ist immer ein Kompromiss zwischen Ethik und Big Data respektive künstlicher Intelligenz. Spannend ist der Wandel der Zeit und unter welchen Umständen Leute einverstanden sind, ihre Daten zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören in erster Linie Benefits, die sie im Tausch der Daten erhalten, beispielsweise mit persönlichen Migros Cumulus Bons. Doch auch Sicherheit spielt eine grosse Rolle. Das sehen wir insbesondere, wenn zum Beispiel der Gesichts- oder Stimmabdruck einen Vorteil für die eigene Sicherheit bringt, sei es für die Identifikation beim Banking oder bei Versicherungen. Dann ist die Bereitschaft mitzumachen grösser.»
Auf welche Daten würdest du selbst gerne mal zugreifen können?
Unzählige, wobei mich vor allem das Analysieren der Daten interessiert. Die Welt besteht aus Daten, genauso wie der Alltag. Öfters frage ich mich im Alltag, wie wohl die zugehörige Datenreihe oder der Algorithmus aussieht. Sei das im Verkehr bei Ampeln, beim Wandern mit Zeitangaben oder auch beim Einkaufen im Migros mit der Cumuluskarte.
Was empfiehlst du einem Unternehmen, das sich noch nie mit Big Data befasst hat? Wo fängt man da am besten an?
Am besten startet man bei der Analyse der Ausgangslage: welche Daten sind vorhanden? Darauf basierend definiert man erste fokussierte Use Cases mit hohem Nutzenpotenzial.
Über Carla
Carla Caspar leitet den Bereich Data Science beim IT-Unternehmen Inventx AG. In ihrem Beruf berät sie Banken und Versicherungen im Rahmen derer Digitalisierungsstrategie zu Data Driven Business und Einsatz von künstlicher Intelligenz, unter anderem zu Client Analytics, intelligenter Betrugserkennung und Conversational AI. Auch in ihrer Freizeit beschäftigt sich die Schneesportlehrerin gerne mit digitalen Themen und widmete ihre Abschlussarbeit des eidgenössischen Fachausweises dem Thema «Schneesportschulen und Digitalisierung». Carla Caspar ist Mitglied des Fachrats bei GRdigital.
Das Interview führte Michèle Ullmann, Projektleiterin digitale Transformation bei GRdigital. Wir veröffentlichen es hier mit ausdrücklicher Erlaubnis von GRdigital.