Einige Auszüge aus dem Gespräch*:

Thomas Ankenbrand: Gregor, was waren die dominierenden Trends im Bankenmarkt in den zurückliegenden 10 Jahren?
Gregor Stücheli: Das war zum einen das Tiefzinsumfeld und zum anderen die rasante technologische Entwicklung. Der erste Trend führte dazu, dass die Margen zunehmend erodierten und die Banken unter Kostendruck gerieten. Im Endeffekt wurden die Banken offen für Betriebsmodelle mit Skaleneffekten sowie für organisatorische Effizienz. Zunächst hatte sich Outsourcing als probates Mittel für Kosteneffizienz erwiesen. Mit der Wahl eines agilen Providers wie Inventx steht ihnen zudem ein Dienstleister zur Seite, der sie in ihrer Digitalisierung begleitet und die modernen Technologien wie Robotic Process Automation, AI, Open Finance oder Cloud für sie nutzbar macht, was wiederum ein Hebel für Effizienzsteigerung und damit für die nötige Wettbewerbskraft ist.

Thomas Ankenbrand: Was sind Deine Erwartungen für die nächsten 10 Jahre?
Gregor Stücheli: Auch wenn man es vielleicht langsam nicht mehr hören mag, bin ich überzeugt, dass wir bei der Digitalisierung erst am Anfang stehen. All die Technologien wie Big Data Analytics oder AI haben noch gewaltiges Potenzial. Die Endkunden verlagern ihre Bedürfnisse mehr und mehr in die digitalen Kanäle und auch die Banken selbst verändern sich durch diese Technologien und müssen intern immer noch effizienter werden.

Thomas Ankenbrand: Interessanterweise seid Ihr ja aus dem reinen Bankenumfeld «ausgebrochen» und bietet Eure Leistungen jetzt auch für Versicherungen?
Gregor Stücheli: Wir fokussieren generell auf die Finanzindustrie Durch unsere Kunden erhalten wir viele Inputs und verfügen so über ein sehr grosses Know-how in Bezug auf die Anforderungen der Zukunft. Das ist der Grund, warum Versicherungsunternehmen auf uns zugekommen sind. Denn das, was wir für die Banken machen – einen sicheren, aber auch agilen Betrieb zu gewährleisten, der sie unterstützt in der Transformation – kommt auch auf die Versicherungen zu. Wir haben diesen Markt analysiert und sind als Service Provider zum Schluss gekommen, dass es strategisch sinnvoll ist, unsere Geschäftstätigkeit auszuweiten.

Thomas Ankenbrand: Täuscht der Eindruck, dass die Finanzindustrie mit einigen Ausnahmen nicht sehr innovativ ist?
Gregor Stücheli: Das ist ein Vorurteil, das sich hartnäckig hält. Als die Industrie bereits angefangen hatte, zu standardisieren und zu automatisieren, waren in der Tat die Banken noch zurückhaltend. Damals waren die Margen ja auch noch höher. Doch mittlerweile haben die Banken massive Fortschritte gemacht. Auch, weil die neue Kundengeneration ganz andere Erwartungen an das Banking hat. Man hat viel investiert, immer angesichts der komplexen Sicherheitsanforderungen in Bezug auf die Daten und deren Austausch. Aber da gibt es heutzutage sehr spannende Lösungen und globale Tools, wie man sich öffnen und trotzdem sicher sein kann.

Thomas Ankenbrand: Sprichst Du in dem Zusammenhang die Cloud und Open-Finance-Architekturen an?
Gregor Stücheli: Diese beiden Technologien sind in der Tat zwei ganz wichtige Voraussetzungen für Digitalisierungsstrategien. Der Kunde muss aber bereit sein, mittels dieser technologischen Grundlagen seine Digitalisierung voranzutreiben.

Thomas Ankenbrand: Ich sehe, dass Inventx in allen drei Deep-Tech-Bereichen Artificial Intelligence, Distributed Leadger Technology (Blockchain) und Quantum Computing aktiv ist. Wie siehst Du die Bedeutung von Innovation und Technologie in der Zukunft?
Gregor Stücheli: Neue Technologien werden in Zukunft über die Wettbewerbskraft von ganzen Volkswirtschaften entscheiden. Die Digitalisierungskraft wird der ausschlaggebende Faktor für die Konkurrenzfähigkeit nicht nur von Ländern, sondern auch von jeder Firma und damit jeder einzelnen Bank sein. Und hier sehe ich die Rolle der Inventx: Wir sind der Enabler. Wir machen es möglich, die digitale Transformation der Schweizer Finanz- und Versicherungsindustrie voranzutreiben und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit dieser Branche zu steigern.

* Transkript, Kürzen und Redaktion von Roman Dinkel

Über den IFZ Digital Banking Podcast
Das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern ist das grösste FH-Institut für Finanzausbildungen in der Schweiz. Jede Woche informieren sich mehr als 5000 Banker aus der Schweiz und dem deutschsprachigen Ausland auf dem Retail Banking Blog, auf dem Institutsleiter Prof. Dr. Andreas Dietrich die neuesten Banking-Trends, Fintech-Produkte und interessante Gesprächspartner präsentiert. Zusammen mit seinen Kollegen, dem Fintech-Experten Prof. Dr. Thomas Ankenbrand und dem Kundenmanagement-Spezialisten Prof. Dr. Nils Hafner, vertieft Dietrich diese Gespräche nun in einer Hintergrund-Podcast-Reihe.