In der IT-Security Community herrscht seit einigen Wochen grosse Unruhe. Hervorgerufen wurde sie durch die Berichterstattung über eine Studie von Forschern in Shanghai, China, denen es in der Praxis gelang, eine RSA-basierte Verschlüsselung (asymmetrische Verschlüsselung) mit einem Quantencomputer zu knacken.
Ist nun Panik angesagt? Die kurze Antwort: nein, nicht wirklich. Aber die Auseinandersetzung mit Quantencomputing und den mit der enormen Rechenpower einhergehenden Herausforderungen in punkto Sicherheit erhält eine höhere Dringlichkeit.
Unsere Einschätzung im Detail
Es ist bewiesen, dass die heute gebräuchliche asymmetrische Verschlüsselung Quantencomputern nicht mehr gewachsen sein wird, deren Rechenleistung sich mit jeder neuen Generation potenziert, die mit hoher Kadenz entwickelt und auf den Markt gebracht werden. Den chinesischen Forschern ist es nun offenbar erfolgreich gelungen, eine RSA-basierte Verschlüsselung mit einem 50-Bit-Integer zu brechen. Heute gängige Verschlüsselungen basieren aber in der Regel auf AES-128 oder in der noch sichereren Variante auf AES-256, welche einen Integer von 2048 Bit aufweist. Diese zu «knacken» erfordert exponentiell mehr Rechenleistung als das von den Chinesen genutzte Quanten-System.
Der Erfolg in China wurde mithilfe eines Quantum Annealer (D-Wave-System) erreicht. Diese Quantentechnologie ist heute bereits am Markt frei verfügbar – im Gegensatz zum Quantum Gate Computer (z.B. IBM). Letzterer kommt erst in ein paar Jahren in die Praxis und wird entsprechend so performant sein, wie es solche kriminellen Anwendungen voraussetzen.
Die Studie weist uns allerdings deutlich darauf hin, dass die technologische Entwicklung offenbar noch schneller vor sich geht, als ursprünglich antizipiert. Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass die neuen vom NIST freigegeben Standards resistent gegen das verwendete Annealing-Verfahren sind.
Fazit: Ein weiterer technischer Meilenstein ist definitiv erreicht. Und ja, insbesondere die IT-Sicherheit ist ein wesentliches Tummelfeld im globalen Wettstreit der Grossmächte. Doch umso wichtiger ist es, an der seit geraumer Zeit postulierten Roadmap für die Migration auf quantensichere Verschlüsselungen konsequent und mit Nachdruck festzuhalten.
Weitergehende Informationen in Form eines ausführlichen Berichts gibt es hier:
https://thequantuminsider.com/2024/10/17/chinese-quantum-computing-advance-shows-progress-innovation-but-not-an-imminent-threat-to-encryption/
Das originale Forschungspaper der Chinesen ist hier zu finden:
http://cjc.ict.ac.cn/online/onlinepaper/wc-202458160402.pdf
Für Fragen rund um das Thema quantensichere Verschlüsselung stehen unsere Experten im InventxLab gerne zur Verfügung. Bitte kommen Sie bei Bedarf wie auch bei Interesse jederzeit auf uns zu.