Eigentlich hätte man diesen feierlichen Moment schon 2020 erleben wollen, hätte nicht eine einzige Einsprache den Neubau des «Mehrwerks» um vier Jahre verzögert. In diesen vier zurückliegenden Jahren ist die Inventx noch einmal beträchtlich gewachsen.
Gregor Stücheli blickte als Mitgründer und Mitinhaber der Inventx und somit auch des Mehrwerks anlässlich der Schlüsselübergabe in Anwesenheit von Stadtpräsident Urs Marti kurz auf die Geschichte des Unternehmens und des Ortes zurück. Mit Stolz konnte er verkünden, dass die Inventx mit nahezu 550 Mitarbeitenden mittlerweile zum grössten IT-Arbeitgeber Graubündens geworden ist und Finanz-Digitalisierung über die Kantonsgrenzen hinaus in die gesamte Deutschschweiz trägt.
Die Inventx habe, so Gregor, ihr Versprechen an die Stadt und ihre Einwohnerschaft eingelöst, wertschöpfende Arbeitsplätze im Gegenzug dafür zu schaffen, dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger 2017 der Landabgabe des ehemaligen Alten Forstwerkhofs im Baurecht an die Inventx zustimmten.
Von der Elektrifizierung zur Digitalisierung
Wo vor dem Neubau der Alte Forstwerkhof stand, war vor 165 Jahren das erste Gaswerk der Stadt Chur errichtet worden. Im Jahr 1859 hatte Chur als zehnte Stadt der Schweiz die Gasbeleuchtung eingeführt, was einer kleinen Revolution gleichkam. Das neue Licht, das die Öllaternen ersetzte, förderte den städtischen Verkehr, die Heim- und Industrieproduktion, aber auch das abendliche Bücherlesen und somit Bildung und Fortschritt. Die Stadt, schon damals offen für Innovation, garantierte der Gasfabrik die Abnahme von Gas für mindestens 80 Laternen und die Churer Bevölkerung stimmte einer Konzession zur «Errichtung und Besorgung der Gasbeleuchtung in hiesiger Stadt» zu, was zur Gründung einer Aktiengesellschaft führte, die im Laufe der Geschichte in den heutigen Industriellen Betrieben Chur aufging.
Was damals die Elektrifizierung war, ist heute die Digitalisierung, ist Gregor überzeugt. Sie schafft Innovation, ist ein gewichtiger Wettbewerbsfaktor und steht für Wandel und Zukunft. Diese Zukunft prägt die Inventx, von der insgesamt um die 13’000 Arbeitsplätze in kritischen Infrastrukturen von Schweizer Banken und Versicherungen und damit fast 7 Millionen Bank- und Versicherungs-Kundinnen und -Kunden mit ihren Finanz- und Vorsorgebedürfnissen abhängen. Unter anderem jede 3. Kantonalbank der Schweiz bezieht Digitalisierungsdienstleistungen bei Inventx und vier unserer Kunden, deren Infrastrukturen in unseren Rechenzentren laufen – deren Herz und Lunge sozusagen in Chur pumpen und atmen –, sind von der FINMA als systemrelevant klassifiziert.
Investition mit regionaler Wertschöpfung
Für das Stadtarchiv, das nach 550 Jahren seinen Standort wechselt, ist der Einzug an den Hofgraben 3 ein grosser Meilenstein. Die neuen Räumlichkeiten sind modern, geräumig und vor allem endlich auch wieder gesetzeskonform. Die Bestände der langen und glanzvollen Geschichte der ältesten Stadt der Schweiz müssen nämlich geschützt vor Feuer, Feuchtigkeit, Diebstahl und unbefugter Einsichtnahme sowie unter besonderen Raumbedingungen konserviert werden, was am alten Ort nicht mehr gewährleistet war.
Dazu verfügt das Stadtarchiv künftig auch über mehr Platz für den Empfang der Besucherinnen und Besucher sowie über einen grossen, hellen und freundlichen Lesesaal. Das Stadtarchiv ist öffentlich und kann von jedermann kostenlos konsultiert werden.
CHF 40 Mio. hat sich die Inventx den Neubau kosten lassen. Dabei wurde Wert daraufgelegt, mit lokalen Architekten, lokalen Handwerkern, lokalen Generalunternehmern zusammenzuarbeiten, um dem Genius Loci Rechnung zu tragen.
Die Hälfte der Bauinvestitionen ging an lokale Partner, 18 Mio. allein an Handwerker in der Stadt Chur, und weitere 30 Prozent ins übrige Graubünden, so dass ganze 80 Prozent der Erstellungssumme in die Region geflossen sind.
Entstanden ist ein Meisterwerk, das in seiner Form der alten Stadtmauer nachempfunden ist und sich ideal in die Örtlichkeit einfügt, an der nun Vergangenheit und Zukunft perfekt zusammenspielen.
Der Bericht im Amtblatt der Stadt Chur zum anstehenden Umzug des Stadtarchivs kann hier heruntergeladen werden.