Dieser Open-Plattform-Approach setzt sich immer mehr im Markt durch. Der Trend geht somit hin zu Ökosystemen anstelle von Eigenentwicklungen. Hauptsache, die Innovation ist schnell und sicher am Markt. Dass damit auch Skaleneffekte und Kostenvorteile einhergehen, macht das Thema nur noch interessanter.

Ökosysteme stellen hohe Anforderungen an die Technologieplattformen

Doch so faszinierend das Thema klingt – es stellt hohe Anforderungen an die Technologieplattformen der Banken und anderen Finanzdienstleister. Mit dem hohen Anspruch an Stabilität und Compliance, den die Finanzindustrie erfüllen muss, sind Plattformen gefragt, die agile Softwareentwicklung, offene Schnittstellen (APIs), DevOps und Cloudservices kombinieren. Dank agiler Integration und einem Continuous Deployment – einem steten Füllen der CI/CD Pipeline – können der Lifecycle der eingesetzten Software optimal gemanaged und Innovationen in Legacy-Applikationen eingespeist oder dank Anbindung modernster Fintech-Software zugänglich gemacht werden. Auf diesen Plattformen können sowohl die Banken als auch die Fintechs an digitalen Lösungen arbeiten, die ihren Ansprüchen an Integrationsfähigkeit und Security genügen. Ein weiterer Vorteil liegt in der Mandantenfähigkeit, indem sowohl Kunde als auch Drittanbieter einfach angebunden werden können.

Neue Kooperationsmodelle entstehen

Gemäss einer Studie der KPMG kristallisierten sich in diesen entstehenden Ökosystemen verschiedene Kooperationsmodelle heraus:

Whitelabeling: Das bedeutet, dass Fintechs den Finanzinstituten ihre Applikationen bereitstellen, die letztere dann gegenüber dem Endkunden unter ihrem Brand «verkaufen». Gegenüber dem Kunden tritt nur das Finanzinstitut auf.

Akquisition: Die Bank erwirbt ein Fintech, um dessen Entwicklungen in das eigene digitale Angebot zu integrieren.

Kooperation: Bei einer Kooperation entsteht ein gemeinsames neues Produkt, das den Endkunden neue Services mit technologischem Mehrwert bietet.

Bei jedem der drei Modelle ergibt sich die Herausforderung, dass über kurz oder lang die Innovation an bestehende Systeme angebunden werden muss. Damit einher gehen neue Anforderungen an die Kernbanken-Architektur der Finanzinstitute.

Wie KPMG in ihrer Studie «Konzeption und Umsetzung von Open-Banking-Plattformen» ausführt, werden sich die Bankarchitekturen weiter öffnen müssen. Nicht mehr nur funktional-technisch orientierte Schnittstellen sind zu schaffen, sondern Interfaces zu externen Business Services. Dafür braucht es neue Formen der Governance wie auch neue Regelwerke für Datenschutzkonformität.

Am ehesten erreicht wird dies dadurch, dass der API-Layer so weit als möglich von der restlichen Architektur entkoppelt wird. Damit wird zudem die Ausfallsicherheit erhöht und die Systemlast auf das Kernsystem reduziert.

KMPG empfiehlt hierfür, für die Architektur- und Infrastrukturkonzeption auf skalierbare Microservices auf einer Cloudplattform zu setzen.

Financial Services per «plug & play»

Die Vision ist ein «plug & play», indem ein Kunde sich Zusatzleistungen wie aus einem Katalog aussucht und aktiviert. Da sich der Marktzugang für die neuen Player mehr und mehr vereinfacht beschleunigt sich auch der Wettstreit, wer innovative Finanzprodukte am komfortabelsten für die Kunden und am effizientesten für das eigene Backoffice anbietet.  Umso wichtiger wird es, dass anbieterunabhängige Plattformbetreiber zur Stelle sind, die fix- und fertige Open-Finance-Plattformen bereitstellen und damit auch Kostenvorteile gegenüber den ansonsten erforderlichen Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zwischen den einzelnen Instituten und den neuen Playern ermöglichen. Die Rollen von Hersteller (Producer) und Kunde (Consumer) werden temporär, beide werden zu «Prosumern». Die Plattformen – wie auch die Open Finance Plattform von Inventx (ix.OFP) – «makelt» quasi die Schnittstellen, standardisiert und automatisiert die Anbindungen und sorgt dafür, dass auf ihr ein breites Spektrum an Finanz-Services von etablierten Instituten wie auch von FinTech-Newcomern verfügbar ist.

Dass in der Schweiz Bewegung ins Open Finance gekommen ist, zeigt die Einigung auf erste API-Standards, die durch die Initiative eines Konsortiums von Finanzdienstleistern und Anbietern Ende 2019 zustande gekommen ist. Noch fehlt in der Schweiz eine Regelung analog zur europäischen Zahlungsdienstrichtlinie PSD2, doch die technologische Öffnung des Bankgeschäfts für Drittanbieter gewinnt stark an Bedeutung und die Ökosysteme werden weiterwachsen.