Aus Kundensicht haben wir es 2030 mit einem hochpersonalisierten Rundumservice zu tun, der unseren Bedürfnissen intuitiv folgt und uns vergessen lässt, dass darunter komplexe Transaktions- und Abwicklungsprozesse liegen. Aus Sicht der Finanzdienstleister werden diejenigen, die dank Technologie die Hoheit über die Kundenschnittstelle an der Front verteidigen konnten, ihre Services über digitale Marktplätze anbieten. Doch auch im Embedded-Finance-Modell liegt Potenzial, indem Finanzdienstleistungen mit anderen Angeboten kombiniert und so durchgängige Werteversprechen mit hoher Nutzerfreundlichkeit kreiert werden. Für die Finanzindustrie bedeuten die aktuellen Trends, dass sich die ohnehin symbiotische Beziehung zwischen Technologie und Bank noch weiter vertieft. Verschiedenste Technologien prägen auf ihre Weise die Branche.
Open Finance nimmt Fahrt auf
In horizontalen Ökosystemen arbeiten verschiedenste Player auf Augenhöhe zusammen und konkurrieren zugleich miteinander. Die Technologien und Tools für die schnelle Entwicklung von APIs sind mehr denn je ein Wettbewerbsvorteil. Dazu muss die IT-Architektur noch stärker dezentralisiert und vom Kernsystem entkoppelt werden. Die offenen Schnittstellen ermöglichen differenziertes Banking-as-a-Service mit hohem Innovationstempo – unter Einhaltung der IT-Sicherheitsstandards.
KI – ernstzunehmender Trend hinter dem Hype
Die exponentiell wachsende Compute-Power hat eine Reife erreicht, die viele KI-Trainingstools in der Praxis benötigen. Die Cloud ermöglicht On-Demand-Services zu erschwinglichen Preisen. Mit dem Einzug von No-/Low-Code-Tools können auch kleinere Use Cases effizient umgesetzt werden. Die Modelle werden präziser und präsenter. Zu den bewährten Use Cases Fraud Detection, Conversational Banking, Smartness in den Entscheiden zur Kreditvergabe, Marktprognosen in Echtzeit oder Hyperautomation kommen viele weitere Innovationen, die das digitale Kundenerlebnis einem realen angleichen und die Effizienz in den operativen Prozessen steigern.
Quantencomputing in den Startlöchern
Quantencomputing ergänzt das klassische Computing bei zeitintensiven Rechenoperationen. Die damit verbundene Schnelligkeit ist ein neuer Wettbewerbsfaktor. Banken, die Quantencomputer einsetzen, decken die Nachfrage nach komplexeren Risikoanalysen besser ab, optimieren ihr Pricing, dynamisieren das Kundenmanagement und bilden Marktvolatilitäten besser ab. Aktuelle Verschlüsselungstechnologien müssen aber auf quantensichere Standards migriert werden.
Blockchain erfährt Wiedergeburt
Die Banken haben ihre Rolle im Decentralized Finance gefunden, indem sie mit ihrer Erfahrung die regulatorische Compliance sicherstellen oder sich als vertrauenswürdiger Partner für die Verwahrung von digitalen Assets etablieren. Sie erweitern sukzessive ihre Leistungen rund um Tokenisierung, entwickeln neue Ertragsmodelle und bilden diese in innovativen Smart Contracts ab.
Metaversen werden kommen
Im Multi-Channel-Mix der Banken schaffen digitale Räume ein intensives, immersives Kundenerlebnis. Banken, Versicherer und Vermögensverwalter bedienen in diesen Metaversen ihre eigenen Kunden, aber sie sind auch das finanzielle Rückgrat für andere Akteure, die in diesem Raum mit ihren Zielgruppen interagieren und Transaktionen für ihr Angebot benötigen.
Noch sind viele dieser Szenarien Zukunftsmusik. Doch lohnt es sich, bereits heute in der zweiten oder dritten «Geländekammer» an diesen Themen zu arbeiten und die Fantasie schweifen zu lassen. Denn unsere Kreativität in der Entwicklung von neuen Use Cases unterscheidet uns von künstlicher Intelligenz und stellt die Zukunft der Finanzindustrie sicher.